Protest-Schreiben eines Vorstands gegen Massen-Entlassung durch Trump.
Die Entlassung von Vorstandsmitgliedern am Holocaust Memorial Museum in Washington durch Trump Ende April schlägt in dem Gremium weiter Wellen, so ein Bericht der «New York Times». Demnach hat Vorstandsmitglied Kevin Abel anderen Vorstände jüngst per Email kritisiert: Sie hätten auf Trumps «Kampagne der Vergeltung mit beunruhigender, öffentlicher Stille» reagiert. Es sei zwar verständlich, dass Vorstände das Risiko öffentlicher Kontroversen scheuen, um nicht den Verlust staatlicher Mittel zu riskieren. Doch nun sei Widerstand notwendig: «Zu diesem Zeitpunkt steigender Bedrohungen und einer wirbelnden Atmosphäre des Hasses ist es immer wichtiger, dass das Holocaust-Museum nicht still bleibt». Die Institution habe grossen Einfluss auf die Öffentlichkeit.
Andere Mitglieder des Holocaust Memorial Council reagierten kritisch auf Abel: Dieser solle sich beruhigen, teilte der republikanische Kongressabgeordnete Max Miller aus Ohio der von Trump entlassenen Marsha Borin mit, die sich mit Abels Brief solidarisch erklärt hatte. Ihr Unmut sei verständlich, aber letztlich habe ein Präsident das Sagen und Joe Biden habe ebenfalls von Trump zuvor eingesetzte Vorstände entlassen.
Das Holocaust Memorial Council wurde 1980 vom US-Kongress gegründet und wird von 60 Vorständen geleitet, die in der Regel fünfjährige Amtszeiten leisten. Präsidenten ernennen 55 Mitglieder, der US-Senat die übrigen. Abel hatte anderen Mitgliedern mehrfach gemailt und erklärt, die Institution habe die Pflicht zu Kritik an der Politik der Regierung, die von Rachsucht getrieben sei und «Hass verbreite»: «Der Holocaust lehrt uns, dass die Nazis aufgrund der Einschüchterung von Bürgern fähig wurden, Millionen von Juden schrittweise zu isolieren, zu dämonisieren und dann zu ermorden.»Er zitierte zudem den bekannten Spruch von Dietrich Bonhoeffer: «Nicht zu sprechen bedeutet zu sprechen. Nicht zu handeln bedeutet zu handeln.»
Andere Vorstandsmitglieder kritisieren Abel für derartige, direkte Vergleiche zwischen den Nazis und der heutigen US-Regierung: «Jeder kann Bonhoeffer zitieren». Aber auch Biden habe ihm nicht genehme, zuvor von Trump eingesetzte Vorstands-Mitglieder vorzeitig entlassen. Trump hatte vorige Woche Sigalit Flicker aus der TV-Serie «Real Housewives of New Jersey», Alex Witkoff, den Sohn seines Allzweck-Unterhändlers Steven Witkoff; und den ihm nahestehenden Radiomoderator Sid Rosenberg in den Vorstand berufen.
Auch Stuart Eizenstat hat als Vorstands-Vorsitzender des Museums in die Kontroverse eingegriffen und erklärte anderen Vorständen angeblich per Email: «Wir werden alle vom Präsidenten ernannt und können vom Präsidenten entfernt werden». Kritik daran wäre «kontraproduktiv und könnte unbeabsichtigte Konsequenzen haben, die dem Museum schaden» (Link).