Noëmi van Gelder wird mit zwei Dritteln der Stimmen als Präsidentin gewählt – und Jacques Lande würdig verabschiedet.
Rund 779 Mitglieder machten sich auf den Weg an die 2. ordentliche Generalversammlung 2025 der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich (ICZ). Ein Rekord und dann ein klares Votum: Noëmi van Gelder wurde mit 502 Stimmen zur neuen ICZ-Präsidentin gewählt. Sie tritt das Amt am 1. Januar 2026 an und folgt auf Jacques Lande, der nach sechs Jahren im Amt verabschiedet wurde. Ob die Wahl letztlich eine Stimmung in der Gemeinde reflektiert oder Resultat der Mobilisierung ist, wird sich zeigen. Auf jeden Fall hat vor allem das Thema Nahost die Gemeindemitglieder in den letzten Monaten politisiert (vgl. [ICZ-Debatten).
Das zeigte sich letztlich auch am Abend selbst. Noch während die Stimmen für das Präsidium ausgezählt wurden, rief Rabbiner Noam Hertig dazu auf, dass, egal wie das Resultat ausfällt, die Einheitsgemeinde weiterhin zusammenhalten soll. Indessen hat das Team Arthur Braunschweig und Edi Rosenstein eine regelrechte Abfuhr erteilt erhalten, Braunschweig verlor zum Schluss auch noch die Vorstandswahl. In den Vorstand wurde zudem Patrick Balkanyi gewählt. Er setzte sich mit 429 Stimmen gegen Arthur Braunschweig durch und ersetzt van Gelder, die neu das Präsidium übernimmt. Noch während der Stimmenauszählung fanden weitere Wahlen und Verabschiedungen in den Kommissionen statt. Refoel Guggenheim wurde zum neuen Präsidenten der Friedhofs- und Bestattungskommission (FBK) gewählt. Sepp Holz und Alain Picard wurden neu in die FBK aufgenommen, während Ilan Wohl und Pierre Pinchas Gottheil ausschieden. In der Jugendkommission wurde Irit Mandel verabschiedet, in der Kommission Mitgliederdienste Ezra Elzas. In der Steuerkommission trat Philipp Haymann als Präsident zurück, Peter Sebestyen wurde zu seinem Nachfolger gewählt. Daliah Stieger schied aus der Kommission aus, Ruth Bloch-Riemer wurde neu aufgenommen.
Doch den Auftakt des Abends machte Jacques Lande. Der Gemeindepräsident würdigte den verstorbenen SVP-Nationalrat Alfred Heer und den ehemaligen Gemeinderabbiner Marcel Ebel. Lande appellierte an die Gemeinde, die Debatten «mit Würde und Gelassenheit» zu führen. In seinen letzten Monaten war er immer wieder herausgefordert durch die Debatten. Aufgrund der hohen Teilnahmezahl wurde die Erhöhung der Stimmenzählenden beantragt und gutgeheissen. Vizepräsidentin Noëmi van Gelder hielt die Laudatio zum Abschied von Jacques Lande. Sie würdigte ihn als «Anker» und «Blitzableiter», als jemanden, der Verantwortung übernahm, dabei half, interne Spannungen auszuhalten und die Beziehungen zu Politik und Behörden gepflegt habe – «Du hast nicht nur verwaltet, du hast verbunden». Die Rede endete mit einer Standing Ovation. In eingeblendeten Filmgrüssen dankten unter anderem Stadtpräsidentin Corine Mauch, Regierungsrätin Jacqueline Fehr, Regierungsrat Mario Fehr, SIG-Präsident Ralph Friedlaender sowie Vertreterinnen und Vertreter der Schwesterorganisationen.
Die ICZ-Weichen sind nun gestellt, und abgesehen von vielen anstehenden Sachthemen (hier im Podcast mit Noëmi van Gelder) ist die Einheitsgemeinde bei gesellschaftlichen und politischen Themen seit längerem keine mehr. Die neue Präsidentin und der Vorstand werden also neben Finanzen, Schulwesen oder Koscherversorgung den Gemeindedialog sicherlich noch verstärken müssen.