Landesweiter Streik und Proteste für Freilassung der Geiseln
Heute Sonntag kam das öffentliche Leben in Israel durch einen landesweiten Streik und großflächige Proteste nahezu zum Erliegen. Tausende Bürger machten ihrer Forderung nach einem Ende des Gaza-Krieges und der sofortigen Freilassung der Geiseln Luft. Die Polizei nahm Dutzende Demonstranten fest.
Nach Aufruf des Forums der Geiselangehörigen blockierten Demonstranten zentrale Verkehrsachsen in Tel Aviv, Jerusalem und weiteren israelischen Städten. Hunderte Menschen besetzten Schnellstraßen, schwenkten israelische Nationalflaggen sowie gelbe Fahnen als Zeichen der Solidarität mit den Geiseln und legten den Stadtverkehr lahm. Zahlreiche Firmen, Theater und kommunale Einrichtungen blieben geschlossen; der Zugverkehr wurde erheblich beeinträchtigt.
Die Protestierenden fordern die Regierung unter Premierminister Netanjahu auf, die geplante Ausweitung der Militäroffensive in Gaza zurückzunehmen und umgehend einen Deal mit der Hamas für die Freilassung der Geiseln zu erzielen. Insgesamt befinden sich nach israelischen Angaben noch 49 Verschleppte im Gazastreifen, davon 20 nachweislich am Leben. Angehörige schilderten auf Kundgebungen eindringlich das Leid der Vermissten und betonten: „Wir werden das Land zum Stillstand bringen.“
Während der mächtige Gewerkschaftsverband Histadrut sich dem Streik offiziell nicht anschloss, erklärte er, Beschäftigte könnten ohne Konsequenzen an den Aktionen teilnehmen. Die Regierung hält trotz der internationalen Kritik an ihrem Kurs fest und kündigte die bevorstehende Einnahme von Gaza-Stadt sowie die Umsiedlung von Palästinensern innerhalb des Küstenstreifens an.
Die Polizei reagierte mit einem Großaufgebot auf die Proteste und nahm nach eigenen Angaben mindestens 25 Demonstrierende fest. Mit Wasserwerfern wurde die Menge unter anderem im Bereich des „Platzes der Geiseln“ in Tel Aviv auseinandergetrieben.
Die heutigen Proteste markieren die stärkste Mobilisierung in Israel seit den Massendemonstrationen gegen die Justizreform 2023 und offenbaren eine tiefgreifende gesellschaftliche Spaltung. Angehörige der Geiseln machen mit ihrer Aktion Druck auf die Regierung und fordern Verhandlungen statt Eskalation.