Jerusalem 30. Jun 2025

Israel prüft Rückkehr zu Josephs Grab nach 25 Jahren

Palästinenser feiern nach der Rückeroberung des Josephs Grab im Jahr 2000.

Die israelische Armee erwägt erstmals seit einem Vierteljahrhundert die Wiederherstellung einer dauerhaften jüdischen Präsenz am Grab des biblischen Patriarchen Joseph in Nablus.   

Ein Vertreter des Zentralkommandos der IDF kündigte an, innerhalb eines Monats einen konkreten Vorschlag zur Rückkehr an das Komitee für Angelegenheiten von Judäa und Samaria der Knesset vorzulegen.
Das Grab, das Juden, Christen und Muslimen heilig ist, wurde im Oktober 2000 während der Zweiten Intifada von israelischen Sicherheitskräften aufgegeben, nachdem ein Grenzpolizist bei einem palästinensischen Angriff ums Leben gekommen war. Seitdem ist der Zugang für jüdische Pilger nur noch sporadisch und unter massivem Militärschutz möglich. In den vergangenen Jahren kam es immer wieder zu Übergriffen und Vandalismus am Grabmal.
Der Vorstoss für eine dauerhafte israelische Präsenz wird von Abgeordneten, Siedlerführern und Teilen der Regierung unterstützt. Sie argumentieren, die Aufgabe des Ortes habe einen Souveränitätsverlust Israels in Judäa und Samaria (Westjordanland) eingeleitet. „Josephs Grab muss wieder ein Ort mit permanenter jüdischer Präsenz werden, als Teil unserer souveränen Verantwortung“, forderte MK Zvi Sukkot, Vorsitzender des zuständigen Unterausschusses der Knesset.
Die Debatte fällt in eine Zeit erhöhter Spannungen: Erst vergangene Woche kam es bei dem Versuch israelischer Zivilisten, das Grab zu erreichen, zu Zusammenstössen mit Palästinensern. Die Armee musste die Israelis evakuieren. Der Vorstoss zur Rückkehr könnte die fragile Kontrolle der Palästinensischen Autonomiebehörde in Nablus weiter schwächen und internationale Kritik hervorrufen.
In den kommenden Wochen soll das Militär dem Parlamentskomitee eine Einschätzung zur Machbarkeit und zu den sicherheitspolitischen Implikationen einer Rückkehr vorlegen. Parallel dazu wächst der politische Druck: Für Dienstag ist eine Knesset-Konferenz mit Ministern, Abgeordneten, Rabbinern und Familien von Terroropfern geplant, die eine erneute israelische Kontrolle über das Grab fordern.
 

Redaktion