USA – Medien 30. Sep 2024

Infowars vor Versteigerung

Neue Etappe im Prozess gegen den Verschwörungs-Propagandisten Alex Jones im Zusammenhang mit dem Massaker an der Sandy Hook-Grundschule in Connecticut, 2012.

Am Dienstag hat ein Konkursrichter im texanischen Houston den Weg zu einer Versteigerung der Vermögenswerte von Infowars eröffnet, der Medienplattform des Verschwörungstheoretikers Alex Jones. Damit soll Jones den Familien der Opfer des Massakers an der Sandy Hook-Grundschule in Newtown, Connecticut, vom Dezember 2012 zumindest einen Teil der Entschädigungen leisten, die er ihn wegen Verleumdung schuldet. Das Gericht hat für Mitte November eine Auktion angesetzt, welche die Website, Social-Media-Konten, Rundfunkausrüstung, Produktmarken und Inventar von Infowars umfasst.

Ob Jones weiter auf Sendung bleiben kann, dürfte damit von dem allfälligen Käufer abhängen. Interessant dürfte die Plattform nur für rechte Kreise sein. Jones hat jahrelang die Lüge verbreitet, die Schiesserei 2012 an der Sandy Hook-Grundschule, bei der 20 Erstklässler und sechs Lehrer getötet wurden, sei von Linken und/oder der Obama-Regierung inszeniert worden, um die Beschlagnahmung von Schusswaffen in Privatbesitz einzuleiten. Zudem seien die Opfer-Familien an der Verschwörung beteiligt. Diese wurden daraufhin zu Zielen einer Flut von Hassattacken auf Social Media, persönlichen Konfrontationen und Morddrohungen. Schliesslich verklagten die Angehörigen von zehn Opfern Jones 2018 wegen Verleumdung und erhielten in Prozessen in Texas und Connecticut Schadensersatz in Höhe von über 1,4 Milliarden Dollar zugesprochen.

Jones verfügt jedoch bestenfalls über einen Bruchteil dieser Summe. Er wollte sich der Strafe zudem durch einen Konkurs entziehen, was jedoch von Gerichten abgelehnt wurde. Kompliziert wird die Sache durch unterschiedliche Gerichtsstandorte, sowie Querelen zwischen Familien und deren Anwälten, die einen Grossteil der allenfalls eingeklagten Mittel erhalten dürften. Obendrein steht noch der Spruch einer Jury aus, die über den Schadensersatz für Lenny Pozner und Veronique De La Rosa zu entscheiden hat, deren Sohn Noah Pozner zu den Opfern zählt (Link).

Andreas Mink