Bericht von «Bloomberg News».
Laut Recherchen von «Bloomberg News» hat die US-Einwanderungs- und Zollbehörde (Immigration and Customs Enforcement, ICE) den Ankauf einer umstrittenen Spionage-Software aus Israel zum Hacken von Telefonen und zum Lesen privater, elektronischer Nachrichten beschlossen. Jüngst hat die Trump-Regierung ein entsprechendes Verbot dazu aus der Biden-Ära aufgehoben.
Die Regierung hat bereits einen dadurch eingefrorenen ICE-Vertrag für Software des in Tel Aviv ansässigen Unternehmens Paragon aktiviert. ICE hatte vor einem Jahr einen Vertrag für Paragon-Software über zwei Millionen Dollar-Vertrag geschlossen, der dann jedoch aus Rücksicht auf den Datenschutz von Bürgerinnen und Bürgern blockiert wurde.
Diese Entwicklung gibt ICE laut dem Bericht «ein machtvolles, neues Spionageinstrument für ihr landesweites Vorgehen gegen Einwanderer ohne Papiere an die Hand». Die Behörde gleist derzeit die von Trump angeordnete, grösste Massenabschiebung in der US-Geschichte auf.
Vertreter von ICE und Paragon reagierten nicht sofort auf Anfragen. John Fleming, Vorstandsvorsitzender der US-Abteilung von Paragon, erklärte Bloomberg News, das Unternehmen sei «zutiefst verpflichtet, alle US-Gesetze und Vorschriften einzuhalten».
Die Technologie von Paragon ist darauf ausgelegt, Mobiltelefone zu hacken und heimlich Nachrichten aufzuzeichnen, die über verschlüsselte Apps wie Signal und WhatsApp gesendet werden.
Das Unternehmen wurde 2019 von dem ehemaligen Premier Ehud Barak mitgegründet und verkauft Spyware an Regierungen und Strafverfolgungsbehörden. Der WhatsApp-Dienst von Meta gab jedoch im Januar bekannt, dass Paragon-Technologie gegen Aktivisten und Reporter in Europa eingesetzt wird. In Italien reichten zwei Medienunternehmen Strafanzeige bei der römischen Staatsanwaltschaft ein, um zu ermitteln, wer für den Hackerangriff verantwortlich ist. Der Skandal führte zur Kündigung eines Vertrags zwischen Paragon und den italienischen Geheimdiensten, berichtete die israelische Zeitung Haaretz.
Paragon wurde letztes Jahr von der US-amerikanischen Private-Equity-Firma AE Industrial Partners für knapp eine Milliarde Dollar übernommen. Angeblich wollen die Investoren Paragon mit dem amerikanischen Cyber-Sicherheitsunternehmen Redlattice fusionieren. Das in Virginia ansässige Unternehmen Redlattice erklärt auf seiner Website, es erforsche Cyberstrategien, um «unserem Land die Oberhand bei der Sicherung seiner digitalen Grenzen zu verschaffen» (Link).