Polen 24. Nov 2025

«Groteske Falschbehauptung»

Thomas Rose auf einer Aufnahme vom 19. November. 

Kritik des US-Botschafter in Polen.  

Der neue US-Botschafter in Polen, Thomas Rose, hat bei einem Auftritt in Warschau die Annahme einer polnischen Mitschuld an der Schoah als «groteske Falschbehauptung» scharf zurückgewiesen und mit antisemitischen Verschwörungsmythen verglichen. Die Vorstellung, Polen trage Verantwortung für NS-Verbrechen, bezeichnete Rose als «historisch falsch und moralisch skandalös» und beklagte eine andauernde «Verleumdung» des Landes. Rose, früher Herausgeber der «Jerusalem Post», wurde im Oktober zum Botschafter ernannt. Seine Äusserungen markieren einen Bruch mit früheren Positionen des US-Aussenministeriums während der ersten Trump-Administration. 
Im Zusammenhang damit entbrannte am Wochenende zudem ein diplomatischer Schlagabtausch zwischen polnischen Regierungsvertretern und der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Hintergrund ist ein Social-Media-Post Yad Vashems, in dem von Polen als erstem Land die Rede war, in dem Juden während der NS-Zeit den «gelben Stern» tragen mussten. Polens Aussenminister Radosław Sikorski sowie Politiker verschiedener Lager forderten eine Korrektur und betonten, es habe sich um «deutsch besetztes» Polen gehandelt. Yad Vashem räumte daraufhin ein, dass polnisches Territorium unter deutscher Besatzung stand und erklärte seinen Anspruch auf historische Präzision. 
Eine in Polen regierende Koalition unter Beteiligung der rechtskonservativen Partei beruft sich seit Jahren auf eine polnische Opfererzählung und lehnt Forschung zur Kollaboration oder polnischem Antisemitismus ab. In der Forschung besteht jedoch weitgehende Einigkeit, dass neben vielen «Gerechten unter den Völkern» auch Polen an Verfolgung und Morden an Juden beteiligt waren. Die Debatte um historische Narrative in Polen bleibt damit weiter hochpolitisch. 
«Für Jahrzehnte habe Polen unter der beständigen Annahme schwer gelitten, das Land teile Schuld an den Gräueltaten, die an ihm selbst verübt wurden. Es sei ein schweres historisches Unrecht, das die Beziehungen zu Israel und jüdischen Gemeinden belaste», sagte Rose laut offizieller Mitteilung. 

Redaktion