Israel 27. Aug 2025

Die Wichtigkeit des Hightech-Sektors

Der Hightech-Sektor gewinnt in Israel zunehmend an Bedeutung.

Ein neuer Bericht betont Stärke von Israel Startups, doch Risiken bleiben.  

Israels Hightech-Sektor wird zunehmend als ökonomisches Rückgrat des Landes präsentiert. Ein neuer Bericht von Startup Nation Central und dem Aaron Institute for Economic Policy an der Reichman University kommt zu dem Schluss, dass Hightech-Unternehmen trotz Kriegsfolgen und politischer Instabilität eine Schlüsselrolle bei der Stabilisierung der Volkswirtschaft spielen.  

Demnach erwirtschaftet die Branche mittlerweile 19 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, liefert 56 Prozent der Exporte und trägt über ein Viertel der Steuereinnahmen bei, bei lediglich 10 Prozent Anteil an der Gesamtbeschäftigung. 2024 habe die Innovationsökonomie – so die Studie – sogar ein prognostiziertes Haushaltsdefizit von 10 Prozent in einen Überschuss von 3 Prozent gewandelt.

Die Autoren sprechen von einer Entwicklung Israels vom «Startup-Hub zum Scale-up-Powerhouse». Rekord-Transaktionen wie Googles Kauf des israelischen Cloud-Sicherheitsanbieters Wiz für 32 Milliarden US-Dollar oder die Milliardenübernahme von CyberArk durch Palo Alto Networks sollen die globale Attraktivität des Sektors belegen. Auch Israels Rüstungsindustrie verzeichnete 2024 ein historisches Exporthoch von 14,8 Milliarden Dollar – eine Zahl, die auch die militärpolitische Dimension der Innovationsökonomie unterstreicht.  

Doch der Bericht, der stark auf Erfolgsindikatoren setzt, blendet Schattenseiten nicht völlig aus: 2024 wurden erstmals seit über zehn Jahren mehr Startups geschlossen als gegründet, Reservepflichten für Zehntausende Fachkräfte belasten die Forschungskapazitäten, und es fehlen Management- wie auch nicht-technische Fachkräfte für die Expansion.  

Unbeantwortet bleibt ausserdem, wie stark die Abhängigkeit Israels von einem einzelnen Sektor die ökonomische und soziale Balance gefährdet: Während Hightech-Beschäftigte zu den bestverdienenden Gruppen zählen, stagniert die Kaufkraft in anderen Branchen. Beobachter warnen seit Jahren vor einem «Zwei-Geschwindigkeiten-Israel», wo Hightech-Boom und soziale Spannungen nebeneinander existieren.

Hinzu kommt die fragile geopolitische Lage: Seit dem 7. Oktober 2023 leiden grosse Teile von Israels Realwirtschaft – Tourismus, Gastronomie, Bauwesen – unter massiven Einbrüchen. Dass dennoch Wachstumszahlen erreicht werden, verweist auf die Sonderstellung der Branche, relativiert aber auch deren Tragfähigkeit, sollte der Kapitalfluss aus dem Ausland bei einer weiteren Eskalation versiegen.  

Der Report liest sich somit sowohl als Erfolgsgeschichte einer einzigartig resilienten Industrienation als auch als Mahnung: Israels Hightech ist Motor und Rettungsanker – zugleich aber ein Klumpenrisiko, das wirtschaftliche Ungleichheit verstärken und die Abhängigkeit von globalen Investoren vertiefen könnte.  
 

Redaktion