USA – Medien 29. Dez 2025

Debatte um Bari Weiss hält an

Bari Weiss in Los Angeles, 2023. 

Schwere Vorwürfe und neue Details über kurzfristige Absetzung eines Beitrags über die Abschiebung venezolanischer Einwanderer durch die Trump-Regierung nach El Salvador.

Wie zuerst von «Axios» berichtet, plant Bari Weiss als neue Chefredakteurin von CBS News eine umfassende Überarbeitung der Redaktionsarbeit und die Einführung einer strafferen Hierarchie. Dies und einheitlichere Abläufe sollen Vorgesetzten und Chefredaktion bereits im Planungs- und Vorbereitungsstadium Einblick in Beiträge geben.

Die Änderungen erfolgen im Zuge einer Kontroverse um die von Weiss angeordnete, kurzfristige Absetzung eines mit grossem Aufwand recherchierten Berichtes auf der Sendung «60 Minutes» über die Abschiebung venezolanischer Einwanderer durch die Trump-Regierung in das berüchtigte CECOT-Gefängnis in El Salvador vor zwei Wochen. Weiss hatte zuvor nicht an internen Screenings des Berichts teilgenommen, ihre Entscheidung aber damit begründet, dass das «60 Minutes-Team offizielle Stellungnahmen des Weissen Hauses, des Aussenministeriums und des Heimatschutzministeriums zu den Recherchen nicht berücksichtigt hatte. 

Dennoch hat CBSNews den Beitrag inzwischen in Kanada ausgestrahlt. Der Bericht endet mit der Behauptung der Reporterin Sharyn Alfonsi, das Heimatschutzministerium habe «unsere Interviewanfrage abgelehnt und alle Fragen zu CECOT an El Salvador verwiesen». Alfonsi hat gegenüber Mitarbeitern erklärt, die Geschichte sei intern fünfmal geprüft und sowohl von den Anwälten von CBS als auch von der Abteilung für Standards und Praktiken freigegeben worden: «Sie ist sachlich korrekt.» 

Alfonsi wirft Weiss politische Motive vor und verweist damit die Ansetzung von Weiss durch David Ellison, der vor einigen Monaten die CBS-Muttergesellschaft Paramount erworben hat. Der Sohn des Software-Unternehmers Larry Ellison gilt wie der Vater als wichtiger Unterstützer Trumps. Und dieser hatte vor der Intervention von Weiss über eine angeblich  ihm gegenüber «unfreundliche Berichterstattung» bei CBS News geklagt (https://www.axios.com/2025/12/23/bari-weiss-cbs-news-60-minutes).

Die Kritik an Weiss hielt über die Feiertage an (https://www.theatlantic.com/ideas/2025/12/bari-weiss-cecot-60-minutes/685450/). So erinnert der prominente Kommentator Serwer (https://www.theatlantic.com/ideas/2025/12/bari-weiss-censorship-free-speech-hypocrisy/685404/) daran, dass Weiss den autokratischen Präsidenten El Salvadors, Nayip Bukele dafür gepriesen hatte, mit harten Massnahmen sein Land sicherer gemacht zu haben (https://www.thefp.com/p/against-the-vandals). Dann rollt Serwer die lange Geschichte der Klagen von Weiss über eine «Cancel-Kultur auf der Linken» seit der Obama-Ära vor und bezichtigt sie nun der «Heuchelei»: Die 41-Jährige nutze ihre Macht, um Gegner Trumps und konservativer Anliegen mundtot zu machen. 
 

Andreas Mink