Patrick Modiano 25. Jul 2025

Vorwärts

Am 30. Juli feiert Patrick Modiano seinen 80. Geburtstag. Der französische Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger gehört seit Jahrzehnten zu den prägenden Stimmen der europäischen Literatur. Seine Werke kreisen um Erinnerung, Identität und die blinden Flecken der Geschichte, Themen, die er mit stiller Eindringlichkeit und sprachlicher Eleganz behandelt. Modiano wurde 1945 im Pariser Vorort Boulogne-Billancourt geboren. Der Vater, ein sephardischer Jude aus Thessaloniki, bewegte sich während der deutschen Besatzung in zwielichtigen Kreisen. Die Mutter war eine flämische Schauspielerin. Die Brüche und Geheimnisse seiner Familiengeschichte prägen sein gesamtes literarisches Werk. Schon sein Debütroman «La Place de l’Étoile» (1968), entstanden mit Unterstützung von Raymond Queneau, thematisiert die Besatzungszeit, wie viele seiner späteren Bücher. Modiano schreibt nicht laut oder anklagend, sondern suchend, tastend, mit einem genauen Gespür für das Unausgesprochene. 2014 wurde ihm der Nobelpreis für Literatur verliehen, «für die Kunst des Erinnerns, mit der er unergründliche menschliche Schicksale heraufbeschwört und die Lebenswelt der deutschen Besatzung ans Licht bringt», so die Begründung der schwedischen Akademie. Zu seinen zahlreichen weiteren Auszeichnungen zählen der Prix Goncourt, der Grand Prix du roman de l’Académie française und der Österreichische Staatspreis für europäische Literatur. Zu seinem 80. Geburtstag beschenkt er seine Leserschaft mit dem feinen neuen Roman «Die Tänzerin». Auch hier steht ein stiller Flaneur im Mittelpunkt, der in den Nebeln der Erinnerung nach Wahrheit sucht.

Emily Langloh