Ziv Aboud 15. Aug 2025

Hoffnungsvoll

Vor einem Jahr sass Ziv Aboud allein an einem Tisch auf der Strandpromenade von Tel Aviv, gegenüber nur ein Plakat ihres Verlobten Eliya Cohen, der in Gaza als Geisel festgehalten wurde. Das Bild wurde zu einem Sinnbild für die verzweifelte Hoffnung der Angehörigen. Am diesjährigen Tu Beaw, dem jüdischen Tag der Liebe, der in Israel ähnlich wie der Valentinstag anderswo gefeiert wird, ist der leere Stuhl nun besetzt. Ziv und Eliya feiern Seite an Seite, nach einer Zeit, in der Trennung, Ungewissheit und Angst den Alltag bestimmten. Am 7. Oktober 2023 besuchten die zwei gemeinsam das Nova-Festival, als sie von Hamas-Terroristen angegriffen wurden. Ziv überlebte, indem sie sich unter Leichen, unter denen auch ihr Neffe und dessen Verlobte lagen, versteckte. Eliya hingegen wurde verschleppt. In Gaza verbrachte er 505 Tage in einem Tunnel, an den Beinen gefesselt, unterernährt, ohne zu wissen, ob Ziv noch lebte. Ziv setzte sich während dieser Zeit unermüdlich für seine Freilassung ein, sprach mit Medien, organisierte Aktionen und hielt den Fall im öffentlichen Bewusstsein. Im Februar kam Eliya im Rahmen eines Waffenstillstands frei. Die Aufnahmen der Umarmung im Helikopter auf dem Weg ins Krankenhaus bewegten das ganze Land. Tu Beaw steht für Begegnung und Neubeginn. Für Ziv und Eliya markiert der Tag das Ende einer langen Trennung und den Beginn eines Alltags, der gemeinsam zurückerobert werden muss.

Emily Langloh