Anita Lasker-Wallfisch wurde am 17. Juli 100 Jahre alt. Sie gehört zu den letzten lebenden Zeuginnen der Schoah und zu den wenigen, die öffentlich über das sprechen, was kaum zu begreifen ist. Ihre Geschichte ist eine von Musik, Überleben und Erinnerung und eine eindringliche Warnung vor dem Vergessen. Geboren wird Anita Lasker am 17. Juli 1925 in Breslau. Sie wächst als jüngste von drei Schwestern in einer gebildeten, assimilierten und musikalischen jüdischen Familie auf. Die Mutter spielt Violine, der Vater liest Klassiker vor. Musik prägt ihr Leben und das Cello, das sie früh zu spielen beginnt, rettet ihr später das Leben. Nach der Deportation ihrer Eltern und einem gescheiterten Fluchtversuch wird Anita 1943 18-jährig nach Auschwitz-Birkenau verschleppt. Dort hat gerade Alma Rosé, die Nichte Gustav Mahlers, ein Mädchenorchester aufgebaut, ein Ensemble, das bei Appellen, vor Gaskammern und für die SS spielen muss. Als Cellistin wird Anita aufgenommen, ein Cello fehlte noch. Ihre Schwester Renate kommt wenig später auch im Lager an. Beide überleben dank der Musik. Nach der Befreiung aus dem Konzentrationslager Bergen-Belsen emigriert Anita 1946 nach England, wird Gründungsmitglied des English Chamber Orchestra und tritt international als Solistin auf. Sie heiratet den Pianisten Peter Wallfisch, wird Mutter von zwei Kindern, darunter der Cellist Raphael Wallfisch. Erst Jahrzehnte später beginnt sie, ihre Geschichte zu erzählen. Ihre Autobiografie «Ihr sollt die Wahrheit erben» erscheint 1997. Seither spricht sie in Schulen, Parlamenten und Gedenkstätten über das, was geschehen ist und warnt eindringlich vor dem Wiedererstarken von Hass und Antisemitismus.
Anita Lasker-Wallfisch
25. Jul 2025
Zeugin

Emily Langloh