Die Israelitische Gemeinde Basel präsentiert zur Budget-Generalversammlung ein ausgeglichenes Budget – die Liquiditätslage ist aber langfristig noch nicht gesichert.
Auch wenn das vorliegende Budget für das Jahr 2026 «auf eine schwarze Null» abzielt, wie es im Kommentar zum Budget heisst, sieht die mittelfristige Finanzlage nicht mehr ganz so rosig aus. Auch wenn die Liquiditätslage weiterhin «gut» sei, so zeige die Finanzplanung 2027–2031, dass die Israelitische Gemeinde Basel (IGB) in wenigen Jahren wieder «in ein Defizit hineingeraten» könne. Es sei denn, es würden Massnahmen entwickelt, um die Lage zu stabilisieren. Genau das möchte der Vorstand an einer Retraite tun, kündigt IGB-Präsidentin Stefanie Bollag an.
Sanierungsstau
Auch andere wichtige Themen stehen für die nächste Zeit an. Denn es gibt, wie es heisst, einen «erheblichen Sanierungsstau bei den verschiedenen Liegenschaften der Gemeinde». Sowohl Instandhaltungsmassnahmen als auch notwendige Modernisierungen sind nötig. Sie müssen in den kommenden Jahren «dringend» vorgenommen werden, heisst es. Für das Jahr 2026 wurden nun bereits 61 700 Franken für diesen Posten budgetiert, ein weiterer Teil der Sanierungsarbeiten wird erst nach dem geplanten Verkauf der Liegenschaft am Wasgenring möglich sein. Der Erlös soll ausserdem dazu verwendet werden, die Liquiditätslage der Gemeinde zu sichern. Das klingt fast so, als würde die Gemeinde ihr Tafelsilber veräussern, um in Zukunft liquide zu bleiben. Genau vor dieser Situation wurde in der Vergangenheit oft gewarnt (tachles berichtete) und es wurden eine langfristige Finanzstrategie und Einsparungen gefordert.
Immobilien in der Finanzplanung
Auf die Frage, ob es eine langfristige Finanzplanung gebe, sagt Thierry Rueff von der Finanzkommission zu tachles: «Eine erste provisorische Fünfjahresplanung wurde vorgelegt.» Ebenfalls liege der Entwurf einer Immobilienstrategie auf dem Tisch. «Wie in den Unterlagen zur GV angekündigt, wird diese innerhalb der nächsten drei Monate in einer Retraite des Vorstands vertieft behandelt und finalisiert.» Die vom Vorstand verabschiedete Immobilienstrategie werde in die 3- bis 5-Jahres-Finanzplanung einfliessen und entsprechende Aktualisierungen nach sich ziehen. Rueff sagt: «Wir gehen davon aus, dass die Mitglieder der IGB danach angemessen informiert werden.»
Wenn man die Unterlagen zur Budget-GV liest, sieht man, dass es – abgesehen von den Subventionen für die nicht mehr in der ursprünglichen Form existierende Jüdische Primarschule Leo Adler – keine grösseren Einsparungen gibt. Die neue Nachmittagsschule, die von 28 Kindern besucht wird, wird von der IGB mit 18 000 Franken unterstützt. Dadurch spart die Gemeinde im Vergleich zu 2024 77 000 Franken, sie hat aber auch keine jüdische Primarschule mehr. In anderen Bereichen wird nicht oder kaum gespart, im Gegenteil: Die Gehälter bleiben gleich, die Personalvorsorge steigt ebenso wie der Friedhofsunterhalt.
Keine Einsparungen
Die Gemeinde weist zwar kein so hohes Defizit mehr aus wie vor wenigen Jahren, sie wäre aber langfristig ohne den Verkauf von Liegenschaften wie jetzt am Wasgenring oder 2023 in der Gotthelfstrasse kaum liquide. Die Gemeinde darf gespannt sein, inwiefern die neue Immobilienstrategie in die Finanzplanung einfliessen wird. Von weiteren Bestrebungen, grundlegende Einsparungen vorzunehmen, ist keine Rede mehr. Der besondere Schwerpunkt der Vorstandsarbeit liege aktuell auf dem Thema Liegenschaften, so schreibt es IGB-Präsidentin Steffi Bollag in ihrer Einladung zur Budget-Gemeindeversammlung. Die Gemeindemitglieder dürfen gespannt sein, welche Ideen und Lösungen die Gemeinde hier präsentieren wird.
Montag, 8. Dezember, 19 Uhr, IGB, Leimenstrasse 24, Basel.