zürich 25. Jul 2025

Die Welt tickt nach der Schweiz

Die berühmte Schweizer Bahnhofsuhr mit dem markanten roten Sekundenzeiger prägt seit 80 Jahren das öffentliche Bild der Schweizer Bahnhöfe. Das schlichte minimalistische Design, das heute weltweit für Präzision, Funktionalität und Schweizer Zuverlässigkeit steht, wurde in den 1940er Jahren vom Mechaniker und Ingenieur Hans Hilfiker entwickelt. Hilfiker, damals Mitarbeiter der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB), sollte die Bahnhofsuhr standardisieren und die Zeitmessung im Eisenbahnnetz synchronisieren. Er verzichtete bewusst auf römische Ziffern und Verzierungen: Das klare Zifferblatt trägt nur schwarze Minutenstriche auf weissem Grund. Besonders prägnant ist der schmale, leuchtend rote Sekundenzeiger mit Scheibe am Ende. Der Sekundenzeiger arbeitet elektrisch, der Minutenzeiger wird zentral gesteuert. So war es möglich, die Uhren im gesamten Schienennetz exakt zu synchronisieren – ein Meilenstein für den Bahnverkehr. «Dieses Design, das so einfach und präzise funktioniert, symbolisiert das ganze Unternehmen SBB. Es steht für Genauigkeit, Schlichtheit und den Fokus aufs Wesentliche», so Isabelle Bitterli von SBB Historic. Heute hängen rund 800 dieser Uhren in Schweizer Bahnhöfen. Ihr vom Bauhaus inspiriertes Design dient als Vorbild für öffentliche Uhren weltweit. Eine technische Besonderheit: Aufgrund von Stromschwankungen absolvierte der Sekundenzeiger seinen Umlauf rascher und wartete zum Sprung des Minutenzeigers – eine Funktion, die so zum Erkennungszeichen der SBB wurde. Die SBB-Uhr gilt heute als Paradebeispiel für funktionales Schweizer Design und wird unter strengen Bedingungen sogar im Zürcher Museum für Gestaltung ausgestellt – pünktlicher Betrieb inklusive. Die von den SBB gepflegte Liebe zur Genauigkeit bewährt sich bis heute: 2024 trafen 93,2 % der SBB-Züge pünktlich ein. Für viele Schweizer ist die Uhr ein Synonym für Verlässlichkeit im Alltag. In den 1980er Jahren entdeckte Ronnie Bernheim, Geschäftsführer der Marke Mondaine, das Potenzial der Bahnhofsuhren als Uhren fürs Handgelenk. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten wurden die Uhren im Design der SBB-Uhr zunächst in renommierten Museumsshops verkauft und entwickelten sich zu modernen Klassikern. Inzwischen bietet Mondaine verschiedene Varianten an, darunter Modelle mit automatischer und solarbetriebener Technik, aber stets im charakteristischen SBB-Look. Besonders: Auch der berühmte Sekundenstopp der Bahnhofsuhren wurde mit einem eigenen Chip in die Armbanduhren übernommen. Bernheim ist überzeugt: «Das bleibt ein Klassiker, noch für lange Zeit.»

Redaktion