Ende letzter Woche ist in der Grafschaft Dorset der englische Dramatiker Tom Stoppard gestorben - einer der namhaftes-ten, brillantesten und zweifellos philosophischen Autoren der britischen Theaterszene in den letzten Jahrzehnten.
Als Sohn jüdischer Eltern wurde er 1937 im tschechoslowakischen Zlin unter dem Namen Tomas Sträussler geboren. Seine jüdische Herkunft und Prägung hatte Stoppard zeitlebens ausgeklammert - bis er vor fünf Jahren im Londoner West End («Wyndham's Theatre») das Stück Leopldstadt mit enormem Erfolg und stets ausverkauften Vorstellungen auf die Bühne brachte.
Das Stück thematisiert seine Familiengeschichte im traditionell jüdischen Wiener Stadtviertel Leopoldtstadt (2. Bezirk) vor dem Hintergrund des ins NS-Reich annektierten Österreich. Alle vier Grosseltern Stoppards wurden in Konzentrationslagern ermordet. Das packende Stück kam in viele renommierte Theater weltweit, unter anderem an den Broadway und nach Wien (Josefstadt).
Stoppards schlagfertiger Wortwitz, sein Sinn für englische Situationskomik, gepaart mit allgemein verständlichen und nie hochtrabenden philosophischen Reflexionen waren auf den englischen Bühnen der letzten Jahrzehnte unerreicht. Seine Werke gehörten zu den meistgespielten und in akademischen Kreisen besonders kontroversen und entsprechend diskutierten Stücken. 1997 wurde Sir Stoppard von der Queen für seine Verdienste um das englische Theater von Queen Elizabeth II in den Adelsstand erhoben.
Zu seinen erfolgreichsten Stücken gehören «Jumpers» - das erste seiner Stücke das ich bei meinem ersten London-Besuch 1969 gesehen hatte - und unter vielen anderen die geistreiche Hamlet-Parodie «Rosenkrantz and Gildenstern are Dead». Bei seiner philosophischen Kriminalkomödie «The Real Inspector Hound» führte ich seinerzeit selbst Regie.
