Zoe Weissman hat 2018 das Massaker an der Marjory Stoneman Douglas High School miterlebt.
Die Suche nach dem Mörder zweier Studierender an der Brown University in Providence, Rhode Island, lief drei Tage nach dem Massaker vom Samstag weiter. Inzwischen melden sich Studierende zu Wort. Dazu gehört Zoe Weissman. Sie ist im zweiten Studienjahr und stammt aus Parkland, Florida. Dort hat sie 2018 die Mittelschule neben der Marjory Stoneman Douglas High School, als dort ein ex-Schüler 17 Jugendliche erschossen hat. Weissman erklärte am Dienstag gegenüber «Democracy Now», sie habe die ganze Trauer und den Schmerz schon einmal verarbeitet». Bei dem zweiten Massaker sei ihre «vorherrschende Emotion … Wut … weil wir das einzige Land sind, in dem so etwas passiert, und … das einzige Land, das mehr Waffen als Einwohner hat.»
Weissman war am Samstag in ihrem Wohnheim unweit des Tatorts und flog Anfang Woche zurück nach Florida. Nun appelliert sie an die Politik: «Wenn Politiker zeigen wollen, dass ihnen ihre Wähler am Herzen liegen…, müssen sie sich gemeinsam für ein bundesweites Gesetz zur Verhinderung von Waffengewalt einsetzen. Und wenn sie das nicht tun, werden wir sie abwählen.» Weissman würdigt die Anstrengungen Australiens nach dem Massaker von Port Arthur 1996, als Waffenbesitz stark reguliert worden sei. Seither habe es bis zu der Tragödie am Bondi Beach in Sydney nur 35 Massenmorde mit Schusswaffen gegeben, verglichen mit Tausenden in den USA. Nun wolle die australische Politik Auflagen weiter verschärfen. Doch in den USA würden sich «Politiker mehr um Unternehmensspenden als um das Leben ihrer Wähler kümmern».
Weissman betont indes, dass die Situation an der Brown University etwas anders liege. Einerseits habe das demokratisch geführte Rhode Island in der letzten Legislaturperiode haben ein etwas abgeschwächtes Verbot von Sturmgewehren verabschiedet. Zweitens sei die Studentenschaft «politisch sehr aktiv» und habe massgeblich dazu beigetragen, dass die Elite-Uni ein von der Trump-Regierung vorgeschlagenen Abkommen zu einer verstärkten staatlichen Aufsicht abgelehnt habe: «Wir haben uns zudem sehr deutlich zum Völkermord in Gaza geäussert und uns auch für lokale Anliegen eingesetzt.»
Weissman ist überzeugt, dass Studierende nach Semesterbeginn Ende Januar ein «grosses, konzertiertes Engagement» vor allem zur Waffengewalt beginnen würden: «Es gibt keinen gemeinsamen Nenner zwischen all diesen Gewalttaten, ausser Waffen und extremistischer Ideologie, sei es Antisemitismus in Bondi Beach oder sei es Islamophobie und antipalästinensische Ressentiments.» Weissman nahm damit Bezug auf eine Attacke auf muslimische Brown-Studenten in Vermont 2023. Sie selbst habe Antisemitismus als Reaktion auf ihr Engagement erlebt. Nun ist sie überzeugt: «Unabhängig von der Ideologie bleibt eines wahr: Menschen mit extremistischen Ansichten und Menschen, die bereit sind, andere zu töten, haben in hier in den USA eben Zugang zu Waffen» (Link).