Niederlande 18. Jun 2025

Staatsanwaltschaft stellt Verfahren gegen israelische Staatsangehörige ein

Hintergrund sind Ausschreitungen und Unruhen vor und nach dem Fussballspiel Ajax Amsterdam gegen Maccabi Tel Aviv im letzten November. 

Laut niederländischen Medien hat die dortige Staatsanwaltschaft zwei Verfahren gegen israelische Staatsangehörige im Zusammenhang mit den Unruhen vor und nach dem Fussballspiel Ajax Amsterdam gegen Maccabi Tel Aviv im November eingestellt. Grund ist die Löschung von Überwachungs-Videos aus U-Bahn-Zügen. Dies sei versehentlich beim Austausch von Aufnahmegeräten geschehen.

Die Fälle betreffen Beschwerden von zwei Frauen. Eine hatte Maccabi-Anhängern auf dem Weg zum Stadion «Freies Palästina» zugerufen. Sie behauptet, die Männer hätten sie daraufhin geschlagen, bespuckt und an den Haaren gezogen. Eine zweite Frau sass angeblich neben einer anderen Frau mit muslimischem Kopftuch in der U-Bahn und sei dort von Maccabi-Fans angeschrien worden: «Wir bringen euch alle um.»

Die Behörde teilte beiden Frauen nun mit, dass die Verfahren eingestellt wurden, da mögliche Kamerabeweise gelöscht wurden. Beide Beschwerden wurden am 14. November eingereicht und der Anwalt beider Opfer hatte die Staatsanwaltschaft dabei zur Sicherung der Videos aufgefordert. Ein weiterer Vorfall, bei dem Maccabi-Fans Einheimische angriffen, wird anscheinend weiterverfolgt. Dabei geht es um einen Fan, der angeblich die Fensterscheibe eines Taxis eingeschlagen hat. Dieser wurde inzwischen von israelischen Behörden identifiziert und die niederländische Staatsanwaltschaft wartet auf die entsprechende Information. 

Im März hatte die Staatsanwaltschaft die Erstellung einer Liste mit 122 Verdächtigen im Zusammenhang mit den Unruhen rund um das Europa-League-Spiel am 7. November bekannt gegeben. Die meisten Verdächtigen sind jedoch noch nicht namentlich identifiziert worden. Dabei handelt es sich vorwiegend um pro-palästinensische Unruhestifter, aber auch um rund zehn aggressive Maccabi-Fans aus Israel.

In der Nacht des Europa-League-Spiels wurden fünf israelische Fans ins Krankenhaus eingeliefert, nachdem sie nach dem Spiel von Jugendlichen auf Rollern angegriffen worden waren. Die Gewalt löste in Israel und anderswo Empörung aus. Seitdem wird laut niederländischen Medien ein differenzierteres Bild der Geschehnisse deutlich, obwohl die Polizei noch immer keine Angaben zur Anzahl der Angriffe und der Anzahl der Vorfälle gemacht hat. 

Einheimische waren zunächst beschuldigt worden, eine «Judenjagd» auf Maccabi-Fans und jüdische Einwohner der Stadt betrieben zu haben. Dann stellte sich heraus, dass Maccabi-Anhänger sowohl vor als auch nach dem Spiel für Unruhen sorgten, indem sie mindestens eine palästinensische Flagge herunterrissen und anti-palästinensische Parolen skandierten. Insgesamt wurden am Spieltag 62 Personen festgenommen – zehn davon Maccabi-Fans –, die meisten wurden später wieder freigelassen (Link).

Andreas Mink