38 Jahre nach der Tat und im zweiten Anlauf hat eine New Yorker Jury 2017 den Mörder von Elan Patz verurteilt. Der Sohn einer jüdischen Familie war damals sechs Jahre alt. Nun hat ein Berufungsgericht den Entscheid aufgehoben.
Gestern Montag hat ein Bundesberufungsgericht das Urteil in dem spektakulären Mordfall um den damals sechsjährigen Etan Patz im Jahr 1978 aufgehoben. Erst 2017 wurde ein Tatverdächtiger namens Pedro Hernandez angeklagt und schliesslich schuldig gesprochen. Nun befand die höhere Instanz, der damalige Richter habe den Geschworenen wichtige Informationen über widersprüchliche Aussagen und Geständnisse von Hernandez vorenthalten. Dieser solle daher entweder freigelassen oder innerhalb einer «angemessenen Frist» erneu angeklagt werden (Link).
Der Fall führt zurück in die 1970er Jahre. Damals galt in New York City selbst Manhattan als unsicheres Viertel. Zu diesem Gefühl der Bedrohung unter Einheimischen und Besuchern hat die Ermordung des sechsjährigen Etan Patz am Morgen des 25. Mai 1978 in dem Viertel SoHo beigetragen. Der Sohn einer jüdischen Familie war damals auf dem Weg zum Schulbus spurlos verschwunden. Trotz aufwendiger Suchaktionen wurde seine Leiche nie gefunden. 22 Jahre später wurde Etan Patz für tot erklärt.
Seine Eltern Stanley und Julie Patz wollten die Hoffnung nicht aufgeben und fanden innovative Wege, um die Öffentlichkeit auf das Verschwinden von Etan aufmerksam zu machen. Sein Konterfei zierte sogar Milchkartons, eine damals neue und dann rasch etablierte Suchmethode für verschollene Kinder in den USA. Der Tag seines Verschwindens wird seit 1983 als «Tag der verschollenen Kinder» begangen.
Die Suche nach dem Täter verlief lange ergebnislos. Erst im Jahr 2012 machte der Schwager eines Mannes namens Pedro Hernandez Behörden auf dessen Andeutungen aufmerksam, er habe ein Kind ermordet. Hernandez war zu der Tatzeit 18 Jahre alt und in einem Lebensmittelgeschäft in der unmittelbaren Nachbarschaft der Familie Patz tätig. Nach seiner Verhaftung 2012 gestand Hernandez, er habe den Jungen in einen Keller gelockt und dann erwürgt.
Ein Mordprozess gegen Hernandez endete 2015 jedoch ergebnislos, da ein Jury-Mitglied dem Schuldspruch nicht zustimmen wollte: Hernandez habe geistig verwirrt gewirkt und deshalb sei das Geständnis anfechtbar. Bezirksanwalt Cyrus Vance, Jr., gab den Fall jedoch nicht auf und strengte 2016 ein neues Verfahren an, dass im folgenden Jahr mit einem einmütigen Schuldspruch der Jury ausging.