Anweisung eines Bundesrichters in Vermont.
Als Doktorandin an der renommierten Tufts University ausserhalb von Boston hat Rümeysa Oztürk den Umgang von Kindern mit Konzepten wie «Leben und Tod» studiert. Am Abend des 25. März geriet ihre eigene Existenz aus den Fugen. Ein halbes Dutzend Maskierte in Zivilkleidung umringten die 30-Jährige vor ihrem Wohnheim und zwangen Oztürk in einen SUV mit geschwärzten Scheiben. Die Kidnapper identifizierten sich als Beamte der Grenzpolizei ICE und flogen sie über Zwischenstationen in New Hampshire und Vermont in eine Haftanstalt für Deportationen in Louisiana.
Der Vorwurf: Die Türkin habe mit der Hamas sympathisiert und gefährde die nationale Sicherheit der USA. Damit entfalle die Grundlage ihrer Aufenthaltsgenehmigung. Tatsächlich hat sie vor einem Jahr in der Studenten-Zeitung von Tufts mit drei anderen Studierenden den «Völkermord Israels in Gaza» angeprangert, war jedoch allem Anschein nach nicht an den damaligen Campus-Demonstrationen beteiligt.
Am Samstag ist Öztürk zurück nach Massachusetts gekommen. Tags zuvor hatte der US-Bezirksrichter William K. Sessions III in Vermont ihre sofortige Freilassung angeordnet hatte, da die Regierung sowohl ihr Recht auf ein ordentliches Verfahren, als auch ihren Anspruch auf Meinungsfreiheit schwerwiegend verletzt habe. Richter Sessions war aufgrund ihrer kurzeitigen Inhaftierung in Vermont laut Medienberichten für ihren Fall zuständig (Link).
Öztürk erklärte nach ihrer Ankunft am Flughafen: «Amerika ist die grösste Demokratie der Welt, und ich glaube an die Werte, die wir teilen. Ich habe Vertrauen in das amerikanische Rechtssystem.» Sie hat bereits gegen die Regierung wegen der Verletzung ihrer Rechte geklagt und wird am 22. Mai erneut in Vermont in diesem Verfahren vor Gericht erscheinen. Anhin hat die Regierung keine konkreten Beweise für ihre Verhaftung und die geplante Ausschaffung in die Türkei vorgelegt. Öztürk erklärte bei ihrer Rückkehr zudem, die harten Haftbedingungen in Louisiana hätten ihr Asthma-Leiden verschärft (Link).