Kontroverse um Auftritt von Marko Perković.
Der kroatische Sänger Marko Perković, bekannt unter seinem Künstlernamen Thompson und für seine rechtsnationalen Ansichten, hat am Samstagabend in Zagreb vor fast einer halben Million Menschen einen umstrittenen Auftritt hingelegt. Gleich zu Beginn des Konzerts, das als das grösste in der Geschichte Kroatiens gilt, rief Perković gemeinsam mit seinen Fans den pro-nazistischen Gruss «Für die Heimat – bereit!». Dieser Gruss stammt aus der Zeit des Ustaša-Regimes, einer mit den Nationalsozialisten kollaborierenden Marionettenregierung im Zweiten Weltkrieg, die für die Ermordung von Hunderttausenden Serben, Juden, Roma und oppositionellen Kroaten verantwortlich war.
In den letzten Jahren haben kroatische Nationalisten verstärkt Symbole und Parolen der Ustaša-Bewegung übernommen, um ihre Vorstellung einer ethnisch geprägten kroatischen Identität zu propagieren. Trotz Bemühungen jüdischer Organisationen um strengere Strafen für derartige Darstellungen werden diese Symbole immer häufiger in der Öffentlichkeit gezeigt.
Besonders brisant: Kroatiens Premierminister Andrej Plenković besuchte mit seiner Familie die Konzertprobe. Während der Ustaša-Gruss in Kroatien als Ordnungswidrigkeit gilt, haben Gerichte Perković gestattet, ihn im Rahmen seiner Auftritte zu verwenden. Der Sänger selbst sieht darin einen Ausdruck der Gefühle vieler Kroaten im Zusammenhang mit dem Unabhängigkeitskrieg gegen Serbien in den 1990er-Jahren.
Die Behörden kündigten an, gegen einzelne Teilnehmer wegen ihrer Gesten vorzugehen. Ein kroatischer Handballstar wurde nach seinem Konzertbesuch aus dem Nationalteam ausgeschlossen.
Ehemalige Regierungschefin Jadranka Kosor kritisierte, dass Staat und Medien den rechten Sänger unterstützten und die Berichterstattung über den Vorfall weitgehend ausblieb. Auch die kroatische Ombudsfrau Tena Simonovic Einwalter verurteilte das Schweigen der Behörden und betonte, dass Hass und die Verherrlichung dunkler Kapitel der Vergangenheit klarer geächtet werden müssten.
Der frühere serbische Politiker Boris Tadić sprach von einer «grossen Schande für Kroatien und die EU» und zeigte sich bestürzt über die hohe Zahl junger Menschen, die dem Konzert beiwohnten und sich mit Symbolen der Ustaša-Bewegung zeigten.
Während des Zweiten Weltkriegs wurden etwa 80 Prozent der kroatischen Juden ermordet – eine der höchsten Quoten in Europa. Die aktuelle Debatte um den Umgang mit Symbolen und Parolen aus dieser Zeit zeigt, wie sehr die Aufarbeitung der Geschichte in Kroatien weiterhin polarisiert.