Zürich 18. Mai 2025

Kritik und Lob

Bundesrat Beat Jans, die ukrainische Botschafterin Iryna Venediktova und der Zürcher Regierungsrat Mario Fehr nach der SIG-Abendveranstaltung.  

Bundesrat Beat Jans bekundet Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft. 

An der Abendveranstaltung der 120. Delegiertenversammlung des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds (SIG) in Zürich stand die zunehmende Bedrohungslage der Schweizer Juden im Zentrum. SIG-Präsident Ralph Friedländer sprach von einer historischen Zäsur. Der Gemeindebund habe nach dem 7. Oktober «verantwortlich und entschlossen» gehandelt, betonte er – doch hinter den Kulissen bleibt die Frage offen, wie effektiv die Zusammenarbeit mit Behörden tatsächlich ist. Trotz der lobenden Worte für die politischen Signale – etwa das Verbot der Hamas oder das angekündigte Verbot von Nazi-Symbolen – mangelt es laut Kritikern an systematischer Prävention und langfristiger Strategie. Friedländer fordert zugleich vor den rund 300 Anwesenden - darunter die SIG-Delegierten, von der jüdischen Gemeinschaft -, dass nicht nur gegen sondern auch für Themen eingetreten werde. 

Bundesrat Beat Jans sicherte in seiner Rede zwar den «sichtbaren Schutz» jüdischer Menschen zu und verwies auf die «oberste Priorität» der Sicherheit, doch ob diesen Worten nachhaltige politische Taten folgen, bleibt offen. Die angekündigte nationale Strategie gegen Antisemitismus befindet sich noch in Ausarbeitung. Sichtlich bewegt war er durch die musikalische Einführung durch den Synagogenchor der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich (ICZ). Nach dem «Adon Olam» sang der Chor für Jans «Z'Basel am mym Rhy». Zürichs Stadtpräsidentin Corine Mauch zeigte sich «tief erschüttert» über das Unsicherheitsgefühl jüdischer Bürgerinnen und Bürger .Mauch ging auch auf die Kritik des Gastgebers, ICZ-Präsident Jacques Lande, ein, der die Zahlungen der Stadt Zürich an das palästinensische Hilfswerk UNRWA anprangerte. Mauch anerkannte die Gegenposition, die allerdings auch in der jüdischen Gemeinschaft nicht einhellig sei. Regierungsrat Mario Fehr bekundete in einer humorvollen Ansprache die Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft der Schweiz und kritisierte die Exzesse bei Pro-Palästina-Demonstrationen.

Am Sonntagvormittag hielt der SIG seine Delegiertenversammlung ab.

Redaktion