USA 09. Dez 2025

«Hitler war echt verdammt cool»

Piers Morgan und Nick Fuentes. 

Erneut eine Plattform für Nick Fuentes.

Nach Tucker Carlson konnte nun auch Piers Morgan nicht der Versuchung widerstehen, durch ein Interview mit dem bekennenden Antisemiten und weissen Rassisten Nick Fuentes Schlagzeilen und Zuschauer zu generieren. Der britische Konservative gab Fuentes am Montag in seiner YouTube-Show «Piers Morgan Uncensored» zwei Stunden lang eine Bühne. Dies nach dem Motto: «Es macht wenig Sinn, so viel Zeit damit zu verbringen, über Nick Fuentes zu sprechen, ohne ihn selbst zu interviewen.» Gleichen Tags hatte Chuck Schumer eine von jüdischen Organisationen unterstützte Resolution im US-Senat eingebracht, die Fuentes und seine Rhetorik verurteilt.

Morgan fokussierte auf die Ansichten von Fuentes über Juden, Hitler und den Holocaust. Der räumte ein, sechs Millionen Juden seien im Holocaust ermordet worden – eine Tatsache, die Fuentes in seiner eigenen Sendung immer wieder infrage gestellt hat. Nun war er «offen dafür, die offizielle Version zu glauben» – er agitiere hauptsächlich gegen Gesetze in Europa, die Holocaustleugnung verbieten: «In vielen Ländern ist es nicht einmal legal, darüber zu sprechen. Und ehrlich gesagt, da beginnt und endet mein Interesse am Holocaust auch schon.» Dann fragte er selbst: «Können Sie sich vorstellen, was los wäre, wenn in den USA gesagt würde: `100'000 Palästinenser wurden in Gaza getötet, und wer das nicht behauptet, kommt ins Gefängnis´?» 

Fuentes hatte zuvor noch beteuert: «Ich hasse keine Juden» und fügte hinzu: «Ich finde, jeder Tod ist eine Tragödie.» Dann blieb er sich treu und bekräftigte früheren Aussagen, Hitler sei «echt verdammt cool». Morgan reagierte empört, aber Fuentes legte nach: «Ja, und ich habe es satt, so zu tun, als ob er es nicht wäre.» Obendrein sei Morgan ein «Boomer» und die Generation des 27-Jährigen habe weder einen Bezug zum Holocaust, noch Interesse an Gedenken daran. Seine Jahrgänge stünden unter dem Eindruck, dass Juden und Israelis die Erinnerung an den Holocaust für «politische Zwecke instrumentalisieren». 

Obwohl er ein entschiedener Israel-Gegner sei, sah Fuentes schliesslich Parallelen seiner ultra-nationalistischen Vision von Amerika – in der weisse Christen ihre Vorherrschaft wiedererlangen und Einwanderer vertreiben würden – zum heutigen Israel: «Dort vertreten sie meine politischen Ansichten. Wenn es nach ihnen ginge, würden dort nur Juden leben» (Link).

Bemerkenswert bleibt zudem, dass laut einer aktuellen Untersuchung grosse Teile der Reaktionen auf Social Media-Posts von Fuentes künstlich generiert werden – und zwar anscheinend von ausländischen Konten. Seine Popularität, die als Vorwand für Interviews herhalten muss, scheint also weitgehend «Fake» zu sein (Link).

Andreas Mink