Trump-Regierung 07. Dez 2025

Ein Flüchtling wird Baumeister am Weissen Haus

Ein Bagger räumt Schutt weg, nachdem der Ostflügel des Weissen Hauses am 23. Oktober abgerissen worden war. (Eric Lee/Getty Images); Shalom Baranes wurde mit der Leitung des Wiederaufbaus beauftragt…

Shalom Baranes übernimmt die Erneuerung des Ostflügels am Wohnsitz des US-Präsidenten.

Der Neubau des Ostflügels am Weissen Haus in einen Ballsaals mit Ausmassen, die den übrigen Teil des Anwesens in den Schatten stellen (https://www.nytimes.com/interactive/2025/12/06/us/trump-white-house-ballroom-architect.html?searchResultPosition=2), fordert nach dem historischen «East Wing» ein zweites Opfer. Trump hat den ursprünglichen Auftragnehmer McCrery Architects entlassen und durch Shalom Baranes Associates in Washington, DC, ersetzt (https://www.sbaranes.com/).

Doch der renommierte Baumeister liegt keineswegs auf der Linie des US-Präsidenten, der seinen Aufstieg ins Weisse Haus einer vehementen Agitation gegen Immigranten zu verdanken hat und diese seit Januar mit Feuereifer umsetzt. Shalom Baranes wurde 1951 kurz nach der Flucht seiner Eltern aus Libyen aufgrund der dortigen Hetze gegen Juden geboren. Die Familie kam in seiner Kindheit mit Hilfe der Hebrew Immigrant Aid Society (heute HIAS) in die USA. Baranes wurde als Architekt in Washington nicht zuletzt durch Entwürfe und Renovierungen von Regierungsgebäuden bekannt und war nach dem 11. September 2001 für die Modernisierung des Pentagon verantwortlich.

Vergangene Woche hat Trump das Architekturbüro mit dem Projekt beauftragt. Die Firma hat dies zunächst nicht öffentlich gemacht und Baranes reagierte nicht auf eine Anfrage der Jewish Telegraphic Agency. Womöglich wollte der Baumeister unter dem Radar des schwer berechenbaren Bauherrn bleiben. Denn Baranes hat regelmässig an demokratische Kandidaten gespendet und nahm 2017 in der «Washington Post» mit einem Meinungsbeitrag gegen das Einreiseverbot Trumps für Menschen aus muslimischen Ländern und seine Begrenzung bei der Aufnahme von Flüchtlingen Stellung: «Die fremdenfeindliche Stimmung, die ich heute spüre, ist mir nicht neu. Als meine jüdischen Eltern nur wenige Jahre nach ihrer Flucht vor Verfolgung unter einem arabischen Regime in die USA kamen, war es für sie genauso schwer, hier akzeptiert zu werden, wie es heute für Muslime ist.» 

Der Architekt formulierte damals zurückhaltend, aber deutlich: «Wenn ich sehe, wie Familien darum kämpfen, ihre Länder zu verlassen und der Tyrannei zu entkommen, frage ich mich, wer von ihnen es bis zu uns schaffen und Teil der nächsten Generation von Forschern, Lehrern, Erfindern, Immobilienentwicklern und, ja, Architekten werden wird… Ich hoffe, dass das Einreiseverbot tatsächlich nur vorübergehend ist, damit gute, fleissige Menschen, die vor der Tyrannei fliehen, wie ich eine neue Heimat finden können – und dass jeder von ihnen dieselbe Chance erhält, zum Aufbau dieser grossartigen Nation beizutragen, die ich hatte». 

Anhin haben ihn diese Aussagen noch nicht in Schwierigkeiten mit dem Weissen Haus gebracht (https://www.jta.org/2025/12/05/united-states/trumps-new-white-house-ballroom-architect-is-a-jewish-immigrant-who-has-advocated-for-refugees).

Andreas Mink