Nahost 02. Dez 2025

Anschlag auf Erdgas-Anlage im irakischen Kurdistan löst Spekulationen aus

Iran und Türkei im Visier von Anschuldigungen.  

Ein Angriff auf die bedeutenden Erdgasförderanlagen in Khor Mor im irakischen Kurdistan Ende November hat zu starken Produktionsminderungen und Stromausfällen für Millionen Irakis geführt. Bislang hat sich keine Organisation zu dem Anschlag bekannt, was Spekulationen Tür und Tor öffnet. Angeblich soll es Zusammenhänge mit laufenden Manövern um eine Regierungsbildung nach den Parlamentswahlen vom 11. November geben – oder womöglich stecken ausländische Akteure hinter dem Angriff. Hier werden Elemente der schiitischen Allianz der «Volksmobilisierungseinheiten» (PMU) genannt, die häufig eng dem Iran verbunden sind; aber auch türkische Geheimdienste.

Der in den USA lebende Kurde Mohammed Salih behauptet auf Social Media, die mutmasslichen Angreifer auf Khor Mor seien Bagdad wohlbekannt. Aber die von Muhammad Shia’ al-Sudani geführte Regierung ginge «nie gegen diese Kräfte vor». Der Angriff solle Druck auf die kurdischen Parteien ausüben, um «die Regierungsbildung zu beschleunigen und damit diese PMU-Kandidaten für hohe Ämter akzeptieren». 

Mitglieder der anhin regierenden, von schiitischen Gruppierungen dominierten Regierungskoalition fordern eine umfassende Untersuchung des Anschlags, wollen aber zudem türkische Agenten dahinter sehen, die ohnehin im Zusammenhang mit kurdischen Separatisten in Türkiye seit langem im Irak tätig sind. Die kurdische Region dient Separatisten aus Türkiye und Iran traditionell als Rückzugsgebiet. 

Die PMU und andere, schiitische Dachverbände verurteilen den Anschlag indes und fordern eine Untersuchungskommission. Der US-Sondergesandte für den Irak, Mark Savaya, erklärte, Washington sei bereit, Bagdad bei der Stärkung seiner Verteidigungsfähigkeit zu unterstützen. Al-Sudani hat derweil mit dem Ministerpräsident der Region Kurdistan, Masrour Barzani, die Bildung eines gemeinsamen Untersuchungskomitees vereinbart, das die Verantwortlichen identifizieren und strafrechtlich verfolgen soll (Link).
 

Andreas Mink