Rechtzeitig zu Chanukka präsentiert die Nationalbibliothek Israels erstmals ein reich illuminiertes Manuskript der «Mischne Thora» von Moses Maimonides aus dem 14. Jahrhundert in ihrer Dauerausstellung. Das Werk zählt zu den bedeutendsten halachischen Texten des Judentums und wurde zwischen 1300 und 1350 in der Provence abgeschrieben. Später gelangte es nach Spanien, wo es mit farbenprächtigen Illustrationen, Goldornamenten sowie Tier- und Pflanzenmotiven versehen wurde. Korrekturen, Randnotizen und Spuren christlicher Zensur aus dem 16. Jahrhundert zeugen von seiner bewegten Überlieferungsgeschichte. Neben diesem Schlüsselwerk sind weitere seltene Exponate erstmals öffentlich zu sehen. Dazu gehört ein kleines Gebetbuch aus dem Lissabon des 15. Jahrhunderts, eines der letzten Zeugnisse des religiösen Lebens der iberischen Juden vor der Vertreibung, ebenso wie eine neu entdeckte liturgische Dichtung im berühmten Wormser Machsor aus dem 13. Jahrhundert. Auch die weltweit früheste gedruckte Pessach-Haggada von 1482 aus Guadalajara wird gezeigt. Einen starken zeitgeschichtlichen Akzent setzt die Bengasi-Haggada, die 1943 von Soldaten der Jüdischen Brigade für einen Pessach-Seder nach der Befreiung Libyens verfasst und auf beschlagnahmtem Telegrammpapier gedruckt wurde. Ergänzt wird die Präsentation durch mittelalterliche persische Dichtungen, darunter «Leila und Madschnun», oft als Romeo-und-Julia-Erzählung des Orients bezeichnet.
Israelische Nationalbibliothek, Kaplan-Strasse 1, Jerusalem.
www.nli.org.il
jerusalem
12. Dez 2025
Schätze aus Schrift und Geschichte
Emily Langloh