USA – Israel 29. Mai 2025

Trump räumt Warnung an Netanyahu ein

Spannungen mit Israel über Iran und auch Syrien werden öffentlich.

Gestern Mittwoch hat Donald Trump an einer Pressekonferenz die Frage, ob er jüngst an einem Telefonat Binyamin Netanyahu von einem Angriff auf Iran abgeraten hat, mit einem knappen «Ja, das habe ich» beschieden – dies sei nicht angebracht (Link). Der US-Präsident bestätigt damit Medienberichte über Spannungen mit Israel im Zusammenhang mit den laufenden Direktverhandlungen über das Atomprogramm der Islamischen Republik. Zwar ist das Drängen oder Drohen Netanyahus zu Attacken auf Iran laut der «New York Times» eine vertraute Übung. Aber eine öffentliche Absage Trumps ist dabei neu (Link).

Regional gesehen, werden Differenzen im amerikanisch-israelischen Verhältnis auch beim Thema Syrien deutlich. Hier Israel hat seit dem Sturz des Diktators Baschar al-Assad durch islamistische Rebellen mehr als 700 Angriffe ausgeführt, darunter am 2. Mai eine Attacke nur wenige Meter vom Präsidentenpalast in Damaskus entfernt. Ziel ist laut israelischen Behörden, zu verhindern, dass die grossen Waffenlager des Assad-Regime in die Hände israel-feindlicher Gruppen gelangen. Israel bezeichnete die neue, von islamistischen Rebellen geführte, syrische Regierung laut der «Times» als «extremistisch». 

Doch am 14. Mai hat Trump auf Vermittlung der Saudis den syrischen Präsidenten Ahmed al-Sharaa in Riad getroffen und die Aufhebung aller Sanktionen gegen das Land verkündet. Anschliessend hat Israel Angriffe auf Syrien praktisch eingestellt (Link).

Bemerkenswert ist hier ein X-Post von Tom Barrack. Der 78-jährige Investor und Trump-Vertraute ist US-Botschafter in der Türkei und Sonderbotschafter für Syrien. Barrack ist christlich-libanesischer Abstammung und pflegt seit Jahrzehnten enge Verbindungen zu arabischen Golf-Staaten. Er dürfte eine wichtige Figur im Hintergrund der neu erblühten und auch für Trumps Familie enorm profitablen Geschäftsbeziehungen zu den Öl-Monarchien sein. 

Jedenfalls liess sich Barrack jüngst zum seinerzeit geheimen Sykes-Picot-Abkommen von 1916 aus,  in dem die Briten und Frankreich das Osmanische Reich (teilweise) untereinander aufgeteilt haben. Diesen «Fehler» einer «Spaltung Syriens und der Region aus imperialistischen Gründen» werde die Trump-Regierung «nicht wiederholen». Aus dieser «Spaltung» gingen bekanntlich das britische Palästina-Mandat und schliesslich Israel hervor. 

Nun ist diese «Ära westlicher Einmischung» laut Barrack «vorbei. Die Zukunft gehört regionalen Lösungen, aber auch Partnerschaften und einer Diplomatie, die auf Respekt basiert.» Er zitiert entsprechend Trumps Rede am 13. Mai in Riad: «Vorbei sind die Zeiten, in denen westliche Interventionisten in den Nahen Osten flogen, um Vorträge darüber zu halten, wie man leben und seine eigenen Angelegenheiten regeln soll.»

Barrack betont: «Syriens Tragödie entstand aus der Spaltung. Seine Wiedergeburt muss durch Würde, Einheit und Engagement für die Bevölkerung erfolgen.» Grundlegend dabei sei «Zusammenarbeit mit der Region». Dazu zählt Barrack die «Türkei, die Golfregion und Europa» – nicht aber Israel (Link).

Die Tragweite dieser Worte ist schwer auszuloten. Aber eine freie Hand für Israel in Syrien scheint nicht mehr im Interesse Washingtons zu sein. Ob die IDF nun unter Druck kommt, die seit dem Winter besetzten, strategischen Höhen auf syrischem Gebiet zu räumen, ist ebenfalls unklar.

Andreas Mink