Die Beziehung zwischen Israel und dem Iran hat sich in den letzten rund 75 Jahren von einer pragmatischen Partnerschaft zu einer erbitterten Feindschaft gewandelt – ein Überblick der bedeutendsten Wendepunkte.
Sie ist ein Relikt aus besseren Zeiten, die Trans-Israel-Pipeline. Sie führt durch die Arava und den Negev und verbindet den Hafen von Eilat mit dem Hafen von Aschdod. Vollendet wurde die 254 Kilometer lange Rohrleitung im Jahre 1957. Sie diente dem Transport von iranischem Öl, das via das Rote Meer angeliefert wurde, zum Mittelmeer. Zuletzt kam die Pipeline 2014 in die Schlagzeilen, als ein Rohrbruch ein Naturreservat verseuchte. Da die Pipeline seit der iranischen Revolution nicht mehr im Gebrauch war, aber unter dem Schah massive Investitionen getätigt worden waren, klagte das Regime der Mullahs Israel ein. Ein Schweizer Gericht entschied 2016, dass Israel dem Iran für die Pipeline rund 1,1 Milliarden Dollar zu zahlen habe. Seit 2020 transportiert die Pipeline im Übrigen Öl aus den Vereinigten Arabischen Emiraten von Eilat nach Aschdod.
Nicht immer waren Iran und Israel verfeindet. Nicht immer war in Teheran ein Regime an der Macht, das wie in den letzten Jahrzehnten die Vernichtung Israels propagierte. Die Beziehungen waren von der Staatsgründung bis zur iranischen Revolution von 1979 eng, obwohl Iran 1947 gegen den UN-Teilungsbeschluss und damit gegen die Etablierung des Staates Israel gestimmt hatte.
Trotzdem entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten eine pragmatische Beziehung zwischen den beiden Staaten, beruhend auf gemeinsamen Interessen und auf einer gemeinsamen Geschichte, seitdem Kyros der Grosse im 6. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung die Rückkehr der Juden nach Zion und den Wiederaufbau des Zweiten Tempels erlaubt und gefördert hatte. Nebst der Türkei war der Iran einer der wenigen muslimischen Staaten mit diplomatischen Beziehungen zu Israel. Unter der Herrschaft des Schahs war der Iran ein Staat mit engen Verbindungen zum Westen, insbesondere zu den USA. Diese Haltung ebnete den Weg für eine strategisch bedeutsame Kooperation mit Israel, das in den 1950er und 1960er Jahren im Rahmen der sogenannten «peripheren Strategie» von Ben Gurion auf der Suche nach regionalen Verbündeten in einer weitgehend feindlich gesinnten arabischen Welt war. Im Rahmen dieser Strategie strebte Israel eine Kooperation mit nicht arabischen Staaten und Gruppen in der Region an, um so seine damalige Isolation zu durchbrechen. Der Iran bot durch seine geopolitische Lage und seine Ölreserven wertvolle strategische Vorteile. Zwischen beiden Ländern entwickelte sich eine Allianz: So bezog Israel einen Teil seines Erdöls aus dem Iran, der Iran profitierte im Gegenzug von israelischer Technologie und Sicherheitsberatung. Die israelische Fluggesellschaft El Al flog regelmässig nach Teheran. Israelische Diplomaten, Geschäftsleute und Touristen kamen. Die örtliche jüdische Gemeinde dort prosperierte.
Ein Wendepunkt
Die islamische Revolution im Iran veränderte alles. Mit dem Sturz des Schahs und der Machtübernahme durch Ayatollah Ruhollah Khomeini wurde Israel zur «verhassten zionistischen Entität» erklärt, die es zu bekämpfen und zu vernichten galt. Der Iran brach alle diplomatischen Beziehungen zu Israel ab, erkannte den Staat nicht mehr an und begann eine aggressive antiisraelische Rhetorik und Politik. Ein Grossteil der jüdischen Gemeinde verliess in den folgenden Jahren das Land und ging nach Israel und in die USA.
Khomeini betrachtete Israel als illegitimen Staat und als «kleinen Satan» (im Gegensatz zum «grossen Satan» USA). Diese Haltung wurde zu einem ideologischen Grundpfeiler der Islamischen Republik. Unterstützung für die Palästinenser – insbesondere für Gruppen wie Hamas und Islamischer Dschihad – wurde zu einem zentralen Element der islamistisch-schiitischen iranischen Aussenpolitik.
Trotz der zunehmenden Feindschaft kam es während des Ersten Golfkriegs (1980–1988) zu einem ungewöhnlichen Ereignis: Israel war in die Iran-Contra-Affäre verwickelt, bei der die USA und Israel heimlich Waffen an den Iran lieferten, um ihn in dessen Gegnerschaft zum baathistischen irakischen Regime Saddam Husseins zu unterstützen. Iran galt als das geringere Übel. Diese kurzfristige Kooperation blieb jedoch eine Ausnahme.
In den 1980er Jahren unterstützte der Iran massgeblich die Entstehung der libanesischen, schiitischen Hisbollah, die zu einem der wichtigsten militärischen Gegner Israels wurde. Die Hisbollah gilt als eigentlicher Bestandteil der iranischen Revolutionsgarden und sollte zusammen mit der Hamas, den Huthi und den von Teheran ferngesteuerten schiitischen Milizen einen «Feuerring» um Israel legen, den die Mullahs jederzeit aktivieren könnten. Ziel blieb es, Israel zu zerstören. Feindschaft gegenüber Israel äusserte sich auch in internationalem Terror gegen jüdische und israelische Ziele weltweit, so etwa in Argentinien in den 1990er Jahren, als verheerende Bombenattentate auf die israelische Botschaft und das jüdische Kulturzentrum verübt wurden. Seit nunmehr rund 30 Jahren tobt zwischen Israel und Iran ein sogenannter Schattenkrieg.
Die Gegenwärtige Beziehung
Im neuen Jahrtausend verschärfte sich die Feindschaft dramatisch, vor allem wegen des iranischen Atomprogramms, dessen Forcierung mit zunehmenden Vernichtungsdrohungen gegenüber Israel einherging. Im Augenblick erleben wir das vorerst letzte Kapitel der Bemühungen, Iran am Besitz und Einsatz einer Nuklearwaffe zu hindern. Trotz der antagonistischen Beziehungen scheint Israel bei der iranischen Bevölkerung jenseits ideologisch vergifteter Regime-Kreise durchaus eine gewisse Sympathie zu geniessen. So gehörten die auf Farsi ausgestrahlten Programme des staatlichen israelischen Rundfunks zu den beliebtesten im Iran.
Die Beziehung zwischen Israel und dem Iran hat sich in den letzten rund 75 Jahren von einer pragmatischen Partnerschaft zu einer erbitterten Feindschaft gewandelt. Der Islamismus, der Israels Existenz direkt bedroht, prägte diesen Konflikt. Es ist nun zu hoffen, dass nach einer Schwächung der Mullahs moderatere Kräfte die Oberhand gewinnen und Israel und der Iran wieder an die Zeit von vor 1979 anknüpfen können.